Dienstag, 18. Mai 2010

Zweiter Reisebericht Greenway von Prag nach Wien





Und es kommt doch immer alles anders als man denkt! So setze ich meine Reise an einem schönen Sonntagmittag nicht ganz wie geplant fort. Eigentlich wollte ich von Prag aus den Moldauradweg in Richtung Süden fahren, um dann der Donau bis ans schwarze Meer zu folgen.
Diesen Plan konnte ich aber nicht in die Tat umsetzen und musste kurzfristig um planen.
Am Abend vor meiner Weiterreise unterhalte ich mich noch eine Weile mit dem Mann vom Campingplatz und erzähle ihm unter anderem, dass ich am nächsten Tag die Moldau entlang fahren wollen würde. Daraufhin erzählt er mir, dass der Moldauradweg über weite Strecken hin in Tschechin wegen starker Überschwemmungen gesperrt sei und ich diesen Weg deshalb nicht nehmen könne. Der nette Mann bringt mir ein Radatlas von Tschechin, den er von seinem Sohn hat und zeigt mir eine andere Route – den Greenway von Prag nach Wien. Ich kann mir die Karte den Abend über ausleihen und so den Radweg in meine Karte, welche ich zuvor von anderen sehr netten und hilfsbereiten Menschen geschenkt bekommen habe, einzeichnen. Damit bin ich dann den Abend über auch beschäftigt. Ich beschließe am nächsten Morgen nicht allzu früh aufzubrechen – ich habe ja schließlich Zeit.
So spät wie es dann allerdings geworden ist sollte es eigentlich auch nicht werden. Ich komme an diesem Tag erst gegen 12Uhr mittags los.
Zunächst frühstückte ich noch sehr gemütlich und lange mit einem Pärchen aus Köln, welches ich auf dem Platz kennenlernte, packte ganz gemächlich meine Sachen zusammen, ging noch mal duschen und quatschte mich noch mit einigen Leuten fest – nicht zuletzt mit der Frau vom Campingplatz, welche auch sehr nett war und mich einlud ihr Gast zu sein, wenn ich von der Reise zurückkommen würde.

Entgegen meiner Erwartungen finde ich sehr gut aus Prag raus – trotzdem bin ich 1,5 Stunden unterwegs bis ich ans Ortsausgangsschild von dieser wunderschönen Stadt komme. Auf dem Weg komme ich noch an der Karlsbrücke und einigen anderen Sehenswürdigkeiten Prags vorbei, wo Teddy-Bear und ich einigen Sehenswürdigkeiten mehr oder weniger die Show stehlen. Oft werde ich fotografiert, woran ich mich aber inzwischen schon gewöhnt habe – vor allem auf den Bären haben es die Menschen abgesehen!
Das Wetter an diesem Tag – wie sollte es anders auch sein wird zum Nachmittag hin immer schlechter und ich bekomme den ein oder anderen Schauer ab, wirklich schlimm ist es aber nicht – unter anderem dadurch zieht es mich aber nun stark in Richtung Süden!!
Der Greenway durch CZ führt durch schöne Landschaften, teilweise Nationalparks und vorbei an vielen alten Burgen, Schlössern und Ruinen. Bei dem ein oder anderem Gebäude finde ich es sehr traurig, dass diese nicht neu aufgebaut werden und einfach verfallen.
An dem ersten Abend außerhalb von Prag fahre ich schon recht früh in einen Wald rein, indem ich eigentlich ohne Zelt schlafen möchte. Ich lag also mit meinem Schlafsack gerade 10 Minuten unter einem umgestürzten Baum, als es anfängt zu regnen... Gott sei dank war ich noch nicht eingeschlafen und bin im Zeltaufbau inzwischen recht schnell, sodass das Zelt nach gut 2Minuten steht. Die Mühe sollte sich auszahlen – der Regen wurde schlimmer und es schüttete die ganze Nacht.
Mal wieder ist es sehr kalt morgens und ich muss schon wieder ein nasses Zelt zusammen packen. Den ganzen Tag über bleibt es ungemütlich und es kommt immer mal wieder ein Regenschauer vom Himmel. Abgesehen davon wurde dieser Tag extrem anstrengend! Auf der Strecke entdecke ich einen älteren Mann an einem offenem Fenster, der Fotos von mir macht. Als ich ihm dann freundlich zuwinke, kommen wir ins Gespräch, ohne uns wirklich zu verstehen, aber es geht auch mit Händen und Füssen. Er bekommt einen Flyer und eine Karte von mir, worüber er sich extrem freut. Und so komme ich zu der Ehre in sein Gästebuch zu schreiben – er diktiert mir was ich schreiben soll ;) Weil der Mann mir so sympathisch war bekommt er auch noch ein Foto von mir geschenkt. Einen größeren gefallen hätte ich ihm anscheinend nicht machen können, er war sichtlich gerührt.

Abends baue ich mein Zelt mal wieder in einem Wald auf. Als die Vögel dort aufhören zu zwitschern werden sie zunächst vom kreischen einer Eule und später dann noch einer zweiten abgelöst. So nah wie die eine war, hatte ich das bisher noch nie gehört – ich war vollkommen überwältigt – schlief aber dennoch schon um halb neun ein.
Inzwischen steigt meine Vorfreude auf Wien immens – diese Stadt wollte ich schon immer mal besuchen und nun ist es bald soweit!
Unter anderem deswegen bin ich am nächsten Tag – so früh wie noch nie schon um 9Uhr mit dem Rad auf der Straße. Gefrühstückt habe ich da aber noch nicht. Endlich klart der Himmel an diesem Tag mal auf und es bleibt den ganzen Tag schön. Am Straßenrand in höheren Lagen ist noch immer vereinzelt Schnee zu sehen. - Nachts ist es bisher aber auch fast immer unter 0°C gewesen – gemessen im Zelt. Ich radle vorbei an zahlreichen Schlössern und Burgen, wofür sich die anstrengenden Höhenmeter auf jeden Fall gelohnt haben.
Ein Telefoninterview mit Deltaradio steht heute auch noch spontan auf dem Programm – welches eher kompliziert war, weil die Verbindung extrem schlecht gewesen ist. Außerdem treffe ich noch ein sehr nettes Pärchen mit Fahrrädern aus Prag. Die beiden zeigen mir noch ein paar Sehenswürdigkeiten, bevor wir uns verabschieden.
Am frühen Abend verfahre ich mich das erste Mal und mache rund 15km mehr und vor allem einige sehr! anstrengende Höhenmeter.
Entlohnen tut mich der nächste Tag! Es geht endlich mal richtig bergab und das auch über lange Strecken. Trotzdem mache ich nur gute 80km. Dies hat vor allem damit zu tun, dass ich plötzlich doch recht nah an Wien dran bin und ich bei einem älterem Ehepaar im Hof schlafen kann. Ich genieße am nächsten Morgen mich mal wieder waschen zu können und einen „echten“ Kaffee zu trinken. Einen frischen, echten österreichischen Apfelstrudel bekomme ich auch noch serviert. Eine nette Begrüßung in Österreich!
Gut gestärkt fahre ich am nächsten Tag ganz gemächlich nach Wien rein, wo ich bei einer Familie mit zwei Kindern und deren Mitbewohnerin aus Kolumbien wohnen werde, nach dem meine andere Couchsurfinggelegenheit kurzfristig absagen musste, weil Sie krank geworden war.
In Wien lerne ich noch zwei sehr nette, radfahrende Studenten kennen, welche mich in die Stadt begleiten, womit ich diese perfekt finde. Die Fahrt durch Wien war recht fix und ich bin innerhalb von einer Stadt noch nie so konsequent Windschatten gefahren.
Nach 5 Tagen genieße ich am Abend als erstes eine Dusche! Mit der Familie komme ich auf Anhieb sehr gut klar und mit Markus sitze ich an dem Abend noch eine ganze Weile und unterhalte mich mit ihm.
Er bringt mich auf eine tolle Idee – so wird in Kürze noch ein Blog online gehen, der nur dem Teddy gewidmet ist und englischsprachig sein wird.
Am nächsten Tag wird mir noch die Stadt gezeigt – wirklich toll! Die Stadt hat einiges zu bieten! Und ich bleibe tatsächlich noch einen Tag länger, als gedacht und fahre erst am Sonntag weiter in Richtung Südosten!!
Als nächstes freue ich mich nun auf die Slowakei, Ungarn, Kroatien, Serbien und vor allem Rumänien!

An dieser Stelle danke ich ganz herzlich der überaus netten und gastfreundlichen Familie aus Wien! Es war unglaublich nett und sehr! interessant bei und mit euch. Ich habe viele neue Gedanken bekommen, welche ich jetzt auf der weiteren Tour verarbeiten werde!! Ihr habt mir echt geholfen!

So long.

Montag, 17. Mai 2010


Wasserrad2010 auf einer größeren Karte anzeigen

Erster Reisebericht: Elberadweg Hamburg - Prag


Nach meinem Start in Hamburg zieht es mich an diesem Abend zu meinem Vater – meiner ersten Übernachtungsmöglichkeit. Auf der Strecke entlang der Elbe treffe ich in Geesthacht meinen Kumpel Lorenz, welcher mich bis nach Dessau begleiten wird. Nach guten 100 km kommen wir dann abends in Niendorf, in der Nähe von Boizenburg, an. Zwischendurch trafen wir noch kurz eine Redakteurin der Lünepost, in der auch ein Artikel über meine Tour veröffentlicht wurde.

Am nächsten Tag starten wir sehr spät und haben teils kräftigen Gegenwind. Wir fahren bis 20 Uhr abends und schlagen dann hinter dem Deich, direkt an der Elbe unser Nachtquartier auf. Obwohl wir so spät gestartet sind, schaffen wir trotzdem noch gute 70 km.

Eigentlich wollten wir am Freitag in Dresden sein – dieser Plan änderte sich spätestens am nächsten Tag, wo wir wieder nur 75 km schafften, weil wir wieder extrem starken Gegenwind hatten. Stattdessen wollten wir nun Samstag in Dresden sein, aber auch aus diesem Plan sollte nichts werden... Aber an diesem Tag haben wir einen sehr schönen Platz zum Verweilen gefunden, direkt zwischen der Elbe und Havel - auf einer länglichen Insel schlugen wir unser Zelt auf, saßen noch eine Weile am Feuer und sahen noch einen Biber, welcher für meine Kamera leider zu schnell war...

Am nächsten Tag fange ich an, mich immer mal wieder mit Bäckereien anzufreunden – ich bekam von der einen Bäckerei Brötchen und einen Kaffee, nachdem ich von meiner Tour erzählt hatte! Wir haben am 25.3., also am vierten Radeltag, noch einen sehr interessanten Radfahrer kennengelernt, welcher mich sehr stark an einen Arbeitskollegen erinnerte. Wer jetzt jemanden kennt, der ein Kajak hat, das mehr aus Lautsprechern und Lichtanlagen besteht als aus Boot, und der ein Fahrrad fährt, das den ganzen Fahrradraum blockiert, wenn es dort drin steht, weiß, wer gemeint ist. Zumindest war an diesem Fahrrad so ziemlich alles verbaut, was man sich irgendwie nur vorstellen kann – selbst ein Survivalmesser klebte oben auf der Lenkertasche.

An diesem Tag hatten wir aber endlich mal richtig gutes Wetter und konnten den ganzen Tag in T-Shirt und kurzer Hose fahren. Theoretisch hatten wir nun noch immer 320 km an zwei Tagen zu fahren, dementsprechend wurde auch aus diesem Plan spontan nichts mehr, denn an diesem Tag schafften wir auch nur 90 km, konnten aber immerhin für umsonst auf einem Campingplatz schlafen, welcher eigentlich noch gar nicht geöffnet hatte. Wir freuten uns beide über eine Dusche! Und dann am nächsten Tag schafften wir dann doch endlich nochmal die inzwischen magische 100 km Marke und radelten 130 km – mal wieder allerdings bis spät abends. An diesem Tag hatten wir nun doch mal richtig schlechtes Wetter, mit kräftigem Sturm und Regen! Wir waren abends dermaßen platt, dass wir nur noch kurz gegessen haben und sofort schlafen gegangen sind.

Am nächsten Tag verlässt Lenz mich in Dessau und ich kämpfe ab diesem Zeitpunkt allein gegen den Wind und das Wetter. In Dessau muss ich mir leider noch ein neues Handy kaufen, was meine Reisekasse extrem strapaziert. Ich verlasse an diesem Tag den Elberadweg, weil ich langsam genug hatte von überschwemmten Radwegen und Wasserdurchfahrten. Hinzu kommt, dass Teilabschnitte und Fähren gesperrt waren. Dementsprechend fuhr ich ab diesem Zeitpunkt bis nach Dresden auf der Straße. Abends fahre ich noch kurz eine Tankstelle an, um auf Toilette zu gehen, mein Wasser aufzufüllen und mich grob zu waschen. Kurz darauf baue ich am Waldrand mein Zelt auf und verbringe meine erste Nacht allein. In dieser Nacht schlich ein Tier um mein Zelt rum, welches dann direkt neben meinem Zelt pupste – das hatte ich, trotz vieler Nächte im Wald bisher auch noch nicht erlebt!! Ich fand es zumindest extrem witzig.

Am nächsten Morgen wache ich um 6 Uhr das erste Mal auf. Es regnete wie aus Eimern, was sich auch die nächsten 2,5 Stunden nicht ändern wollte. Ich zog dann meine Regenschuhe an und fuhr in strömendem Regen davon! Das Wetter bessert sich aber im Laufe des Tages und es wird trocken. Zwischendurch lade ich mein Handy in einem Restaurant auf, weil ich für die Dresdner Presse erreichbar sein musste. Nach 130 km erreiche ich am Abend den Kanuclub in Dresden, wo ich länger bleibe als erwartet. Ich erhole mich dort 2 Tage von meiner Erkältung, schau mir ein wenig Dresden an und organisiere noch einige Sachen. Der Fahrradladen Hänke in Dresden spendierte mir noch einen Speichenschlüssel und einen Schaltzug - vielen Dank dafür!!

Ich lerne beim Kanuclub noch zwei nette Hamburger kennen, die noch Sachen für mich mit nach Hamburg genommen haben – super! An diesem Tag entschließe ich mich ziemlich spät meine Tour fortzusetzen und starte erst um 14 Uhr!! Aber immerhin schaffe ich es an diesem Tag noch über die Grenze nach CZ!! Ich mache an der Grenze gefühlte 50 Fotos von mir am Grenzübergang. Nun geht die Reise für mich erst los! Deutschland ist verlassen und so schnell werde ich nicht mehr in mein Heimatland kommen. Nach der Grenze wird es am Elberadweg landschaftlich nochmal richtig schön! Das Gebirge direkt am Wasser ist wirklich beeindruckend! Meine erste Nacht in CZ ist, sagen wir mal, eher unentspannt verlaufen. Ich bin bis spät abends gefahren und fand und fand keinen geeigneten Platz zum Übernachten. Letztendlich endete ich auf einer kleinen Koppel – wunderschön gelegen direkt neben einer befahrenen Straße und vor allem neben Eisenbahnschienen, welche auch ausgiebig genutzt wurden... Die Nacht war auch neben dem Lärm relativ unentspannt – das Wetter hätte mal wieder besser sein können und die Koppel auch leicht leicht schräger. Aber nun denn – es kann ja nur besser werden!

Am nächsten Tag mit dem Ziel Prag fahre ich 130 km und habe abends keine Lust mehr die restlichen 25 km nach Prag rein zu fahren. Vor allem, weil die Tschechen mir alle erzählt haben, dass es keinen anderen Weg gäbe als über die Autobahn. Aus diesem Grund und aus Kostengründen baute ich kurzentschlossen mein Zelt auf und beschloss, Prag am nächsten Tag in Angriff zu nehmen. Ich hole mir noch Wasser von sehr hilfsbereiten, sehr offenen Tschechen, die kein Wort Deutsch oder Englisch sprachen – aber es ging auch ohne Probleme mit Händen und Füßen. An diesem Tag begleitete mich auch noch ein anderer älterer Mann mit seinem Rad und wir unterhielten uns eine ganze Zeit. Allgemein bin ich bisher nur auf sehr offene und nette Menschen gestoßen – wirklich großartig – ich freue mich hier sein zu dürfen und diese Gastfreundschaft zu genießen!!

Am nächsten Tag erreiche ich endlich nach 50 km mein Ziel Prag! Ich fahre zu einem Campingplatz, baue dort schnell mein Zelt auf, gehe duschen und fahre in die Stadt rein, wo ich nochmals 35 km abstrample. Ich schaue mir ein paar Sehenswürdigkeiten an, wovon ich aber aufgrund von extrem vielen Touristen recht bald genug habe. Also suche ich mir ein Internetcafé, bearbeite meine Mails und verabrede mich über Couchsurfing für den Abend. Als ich nach der legendären Party in der für eine Woche umgebauten Garage zurück zum Campingplatz fahre, verfahre ich mich nachts in Prag. Letztendlich finde ich aber den Campingplatz, wenn auch relativ durchgefroren.

Am nächsten Morgen werde ich von den Frühaufstehern vom Campingplatz geweckt – vor 8 Uhr also mit weniger als 6 Stunden Schlaf. Ich frühstücke noch sehr nett mit meinen neuen Bekannten aus der Nähe von Ulm. Nachdem wir uns rund 2 Stunden festgequatscht hatten, mache ich mich auf den Weg in die Stadt, um diesen Bericht zu schreiben und mir in einem Fahrradladen eine neue Flachkopfschraube zu organisieren, welche von meinem Schuh abgeflogen war....

Tachostand nach 12 Tagen: 1056 km mit 4 Tagen ohne Radfahren! Bisher keine Panne. Morgen geht's weiter mit Fahrtrichtung Süden. Das nächste Land wird Österreich sein – allerdings nicht wie ehemals geplant über den Moldauradweg, weil dieser über Teile wegen Hochwasser gesperrt und nicht befahrbar ist!!
Ich bin gespannt was kommt – ich werde weiter berichten!