Freitag, 23. Juli 2010

Reisebericht Türkei






4Wochen, 2000km, etliche Höhenmeter, unzählige Chais (Tee), Sonne, Strand, Berge, viel Schweiss, tolle Sonnenuntergänge, unwahrscheinlich gastfreundlich Menschen – in einem Wort – TÜRKEI


13.05.2010 – 10.06.2010


Das Türkeilabenteuer beginnt für mich schon an der Grenze. Mit einer unglaublichen Gastfreundschaft werde ich von den türkischen Beamten begrüßt. Mein Ausweis ist dabei eher Nebensache – viel interessanter ist mein Fahrrad, meine Tour und vor allem meine Kamera. So macht der Grenzpolizist etliche Fotos mit meiner Kamera und freut sich unglaublich mit einer D90 zu fotografieren. Das war und wird wohl auch mein nettester Grenzübertritt dieser Tour sein. Eine sehr gut ausgebaute Straße – kein Vergleich zu Rumänien oder Bulgarien führt mich in meine erste türkische Stadt Kirklareli! Auf dem Ortsschild steht folgendes: Kirklareli Nüfus:62000 Rakim:203.

Es dauerte einige Zeit, bis ich raus finde, dass Nüfus Population und Rakim Höhe meint.

Ich schaffe es genau zum Schulschluss an einer Schule vorbei zu fahren und so dauert es nur wenige Sekunden, bis ich von interessierten Kindern umzingelt bin. Sie erproben auch gleich ihr Englisch:“What's your name?,Where are you from? How old are you?...“ Ich werde direkt von einem netten Türken durch die Stadt geführt und er zeigt mir, wo ich Geld abheben kann etc. Ich werde auch gleich zu jemandem gebracht der Deutsch spricht. In der Türkei fiindet man so gut wie überall jemanden, der Deutsch spricht – extrem praktisch.

Nach rund 2 Stunden verlasse ich die Stadt.

Schon kurz nach der Stadt läuft mir dann die erste türkische Landschildkröte vor die Räder. Es soll die erste von vielen sein – man findet diese wundervollen Tiere überall – ebenso wie Schlangen, die hauptsächlich in den Bäumen leben – und laut Aussage der Türken auch gefährlich sind.

Die türkische Gastfreundschaft ist schier grenzenlos! Es ist der Wahnsinn, wie viele Einladungen ich bekomme – es ist schier unmöglich alle anzunehmen. Kurz vor Istanbul bringt nehme ich eine Einladung an. Ich esse einen Döner, trinke Fanta und unterhalte mich rund eine Stunde mit den Männern, welche mich eingeladen haben. Als ich weiter fahre komme ich gerade 400 Meter weit – die nächste Einladung bei einer Familie, die ich einfach nicht ausschlagen konnte. Schon vor der Einladung vollkommen gesättigt muss ich noch eine warme Mahlzeit essen, ebenso wie türkische Süßigkeiten. Nach einer ganzen Zeit fahre ich dann aber doch weiter – die Metropole Istanbul wartet. Es ist ein komisches Gefühl in eine mit dem Fahrrad zu fahren, in der sagen wir mal „andere Verkehrsregeln“ gelten als in Europa und in der rund 20 Millionen Menschen leben. Letzendlich gestaltet es sich aber als relativ einfach durch Istanbul zu radeln und die blaue Moschee zu finden, wo ich mich mit meinem Couchsurfer Ahmed treffe.

Und so verbringe ich 6Tage auf der asiatischen Seite Istanbuls – in Kadiköy. Ahmed und ich werden über die Zeit gute Freunde und stehen noch immer in Kontakt – Facebook machts möglich.

Über Istanbul könnte man, wenn man wollte einen eigenen Reisebericht oder gar Bücher schreiben. Kurzum will ich behaupten, dass Istanbul eine Stadt ist, die man gesehen und erlebt haben muss! Allein das Essen ist der Wahnsinn – und hier in Usbekistan kann man die türkische Küche echt vermissen!! Kurzum habe ich eine sehr gute Woche mit einer Menge an sehr gutem Essen, Bier und Wasserpfeife.

Nach Istanbul geht es nun weiter am schwarzen Meer. Das schwarze (oder tote Meer) heißt im übrigen so, weil dort in der Vergangenheit sehr viele Fischer gestorben sind, die bei fast jeden Wetter in See gestochen sind und dabei nicht selten ihr Leben ließen. Sie hatten jedoch keine andere Wahl, da damals fast jeder in der Region vom Fisch gelebt hat.

Von Istanbul brauche ich 4 Tage bis nach Zonguldak, wo ich meine nächsten Couchsurfer habe. Ich bleibe ganze 3 Nächte in Zonguldak und komme dort tatsächlich noch ins Fernsehen und in zwei Zeitungen. Ich bin dort bei einem sehr netten Ehepaar untergekommen. Vor allem das Essen dort genieße ich sehr – wie gesagt die türkische Küche... Wahnsinn. Vor allem was alles aufgetischt wurde – unglaublich – in der Türkei geht nicht einmal ein Radfahrer hungrig ins Bett ;)

Einen Tag verbringe ich mit Bayans (die Frau vom Couchsurfingpärchen) Vater -auch wenn wir uns nicht verständigen konnten, war es ein unglaublich toller Tag. Das war ein Tag mit sehr vielen Beispielen türkischer Gastfreundschaft. Zusammen gehen waren wir eine ganze Weile in einem Baumarkt, der auch jemandem von der Familie gehört. Er fragte mich, ob ich Hunger hätte – ich verneinte. Es scheint furchtbar für die Türken zu sein, wenn sie einen Gast haben und dieser nichts isst (weil er gerade erst reichhaltig gefrühstückt hat). So kommt auf jeden Fall nach ein paar Minuten ein Angestellter zurück in den Baumarkt – mit einem großen Eis, welches – natürlich für mich war...

Ich hatte es gerade fertig, kommt wieder einer mit einem Döner, den ich auch noch essen musste und so ging das eine ganze Zeit weiter. Ich wurde so mit Essen vollgestopft, dass ich mich kaum noch bewegen konnte. Und am Abend war ich auch noch zum Essen eingeladen!!!! - Es war bereits früher Abend, als wir die Stadt verlassen und wieder nach Hause fahren. Und so viel ich abends mit einem Kugelrundem Bauch ins Bett. Am nächsten Morgen hatte ich noch ein kleines Pressemeeting, mit 2 lokalen Zeitungen und einem Fernsehsender, bevor ich mich weiter auf den Weg mache.

Und es wird natürlich wieder bergig – aber ich bin froh, wieder „on the road zu sein“. Weit komme ich mal wieder nicht – gerade einmal 20km bis zu einer unglaublich netten Einladung.

''Hejj – Where are you from??“ Höre ich ein junges Mädchen von weitem rufen.

''Germany'' rufe ich zurück – und was kommt als Antwort zurück? - ''Ahh na dann können wir ja auch Deutsch sprechen...“

Auch wenn es kein großes Problem ist in der Türkei Menschen zu finden, die Deutsch sprechen, war ich von diesem flüssigen Deutsch doch recht überrascht. Wie sich dann aber herausstellte sind die beiden Schülerinnen in Deutschland geboren und sind nur zum Urlaub bei ihren Verwandten in der Türkei. Und eine Hamburgerin habe ich dort tatsächlich auch kennengelernt!

Letztendlich war ich rund zwei Stunden bei der Großfamilie und hatte eine Menge Spaß mir ihnen. Ich bin auch tatsächlich kurz davor ihre Einladung zum bleiben anzunehmen entscheide mich dann aber doch diesem Tag doch noch weiter zu fahren. Nach einigen Fotos verlasse ich die nette Großfamilie dann.

Es wird – welch wunder wieder bergig. Aber die Landschaft ist wunderschön und ich genieße die gute Straßenqualität, die „downhills“ die Aussichten aufs schwarze Meer und auch noch ein Bad im selbigen.

Ich komme auch in eine kleine, unglaublich schöne und deshalb auch touristische Hafenstadt in der ich eine ganze Zeit verweile und am Strand mein Brot, Eis und Cola genieße.

Lange überlege ich, ob ich vielleicht in dieser Stadt bleibe – entscheide mich dann aber weiter zu fahren, um Geld zu sparen. Belohnt werde ich abermals nach einem sehr anstrengendem „uphill“ mit einem wunderschönen Platz für mein Zelt. Hoch in den Bergen, mit einer wundervollen Aussicht aufs Meer, Wasserzugang von den Bergen und dem wohl bisher schönsten Sonnenuntergang der Tour.

Auf dem Weg zu diesem wundervollem Platz treffe ich einen alten Mann. Und so kommt es, dass das erste Mal jemand meine Einladung annimmt. Normalerweise werde immer nur ich eingeladen und so versuche ich auch den Menschen etwas „zurück zu geben“ er genießt sichtlich die Banane und ein paar Süßigkeiten. Er war ein sehr armer Schäfer mit einem unglaublich großem Herz. Ich habe von diesem einfachen Mann wirklich etwas gelernt! Er schenkt mir eine selbstgeflückte Blume, welche unglaublich gut riecht! Er flückt sich selbst auch eine und verlässt mich – er ist zu Fuß auf dem Weg in sein Dorf – rund 15km eine Passstraße bergauf... Ich hole ihn bald ein – er hat noch immer seine Blume und riecht immer wieder an ihr und erfreut sich seines Lebens.

Ich mache das Gleiche und erfreue mich ebenfalls an diesem simplen Geschenk der Natur! Die Menschen dort können sich wirklich an kleinen Dingen erfreuen. Ich denke diesen Abend bei dem Sonnenuntergang – und der Blume viel über den Mann nach. Man braucht nämlich keinen Fernseher, Auto... um glücklich zu werden. Die glücklichsten Menschen die ich bisher getroffen habe, waren immer sehr einfache und arme Menschen.

Am nächsten Morgen geht es weiter – Fahrtrichtung: Osten! Die nächste Stadt Samsun wartet auf mich!! Ich strample mich weiter durch die Berglandschaft – häufig mit wundervollen Aussichten aufs Meer, durch schöne Wälder und sehr schwach befahrenen Landstraßen geht es weiter. Ich komme in einen Landstrich, der mich sehr stark an die Schweiz erinnert. Die Berge und die Häuser ähnelten denen in der Schweiz sehr stark. Ich sehe immer wieder Frauen in farbenträchtigen Kleidern auf den Feldern vor ihren Häusern arbeiten und komme auch an vielen kleinen Gebirgsbächen vorbei.

An diesem Abend bekomme ich eine wundervolle Einladung von einem netten türkischen Ehepaar. Ich schlafe im Wohnzimmer, kriege eine wundervolle Mahlzeit und genieße eine Dusche. Die beiden sprechen Deutsch, was die Kommunikation erheblich einfacher macht ;) Dabei lernt man wohl am meißten, weil man wirklich versteht, was erzählt wird. Am nächsten Tag geht es relativ spät weiter, was vor allem an dem ausgedehnten Frühstück liegt. Wieder nach ein paar Fotos verabschieden wir uns und ich strample weiter.

Das wohl interessanteste an diesem Tag sollen tatsächlich ein paar Kühe werden!Kühe!?

Diese Rasse von diesen Wiederkäuern habe ich auf jeden Fall das erste Mal in meinem Leben gesehen. Sie standen direkt an der Straße auf einem Grünstreifen. Ganze drei an der Zahl. Ich habe bisher selten ein Tier gesehen, welches so extrem gelangweilt drein schaut. Selbst ein Leguan im Zoo, welcher sich alle paar Minuten mal bewegt strahlt mehr aus. Als sie mich allerdings sahen wechselte das Bild ein wenig – nun sahen sie eher aggressiv und gelangweilt aus. In den nächsten Minuten muss ich tatsächlich lachend weiter fahren, weil ich lange das Bild von den Tieren in meinem Kopf habe, wie sie langsam und sehr ausgedehnt ihre Mäuler in halbkreisförmigen Bewegungen zum fressen nutzen. Ich ärgere mich ein wenig kein Video davon gemacht zu haben.

Am Abend kann ich im wunderschönem Garten eines Restaurants mein Zelt aufschlagen. Ich hab quasi mein eigens Badezimmer, mein Zelt steht direkt am Meer und in den Bäumen lädt eine Hängematte zum relaxen ein. Der Abend wird für mich relativ lang, da ich mich eine ganze Weile mit den Besitzern und den Angestellten unterhalte – und natürlich eine Menge Chai trinke ;) Im übrigen das meine erste türkische Vokabel, die ich gelernt habe...

Am nächsten Tag geht es dann – mal wieder über einige Berge nach Samsun, wo ich bei „Helga“ einer Erasmusstudentin aus Ungarn Couchsurfen bin und ein eigens Zimmer habe! Wow!

Ich bleibe zwei Nächte – oder waren es drei? Hmm. Auf jeden Fall genieße ich auch mal wieder das Stadtleben: Cafés, Diskotheken, Bars, Bier, gutes Essen... Und: ich gehe das erste Mal in meinem Leben zu einem „Ber Ber“. Sprich mir werden nach langer Zeit mal wieder die Haare geschnitten und mein Bart wird das erste Mal mit einem richtigem Rasiermesser entfernt. Das war ein echt gutes Gefühl. Man hat nach so einer Rasur wirklich das Gefühl, dass die Haut atmet.

Frisch rasiert geht es nun weiter! Und so radel und radel ich! Nächstes Etappenziel in der Türkei ist Trabzon! Kurz vor dieser Stadt bekomme ich mal wieder eine sehr nette Einladung. Das Pärchen soll zu meinen „türkischen Eltern“ werden. Es war unglaublich nett mit den beiden und der abschied am folgenden Tag fällt wohl uns allen schwer. „Ane“ (türkisch Mutter) muss bei dem Abschied auch weinen und es ist tatsächlich ein sentimentaler Moment gewesen.

In der Türkei soll es mit den interessanten Menschen immer weiter gehen. So lerne ich kurz vor Trabzon einen Bootsbauer kennen, der – mal wieder Deutsch spricht. Ich war absolut fasziniert von den Holzbooten, die er baut.

Ich bleibe zwei Tage in der Stadt und lerne sehr nette Leute kennen. Die erste Nacht verbringe ich in einem traditionellem Fischerhaus – in dem ich dann letzendlich den Schlüssel von meinem Fahrradschloss verliere. Die zweite Nacht gehe ich nun doch das zweite Mal seit beginn der Reise in ein Hotel. Es kostete zwar nur 7 Euro/Nacht, aber ich hätte mal mehr investieren sollen... Es hat in dem Zimmer unglaublich gestunken und alles in allem war relativ dreckig! Naja „Free Wireless“ macht es erträglich..

Und am nächsten Tag schummel ich tatsächlich zum ersten Mal und nehme für rund 300km den Bus. Und ich bin tatsächlich schon fast in Iran!!! Ich freue mich! Es soll interessanter werden! Und so komme ich in Agri an. In dieser Region ist noch mehr Militärpräsenz als vorher. Und es gestaltet sich an diesem Abend schwierig einen geeigneten Platz zum zelten zu finden. Ich lande dann auf einem Bauernhof, in dem ich schlafe. An einer Tankstelle mache ich eine „kurze“ Rast. Diese Pause soll sich als eine sehr lange gestalten. Ich bekomme von einem iranischem LKW Fahrer das Angebot, mit ihnen an die Grenze zu kommen. In der Wartezeit kann ich dort tatsächlich Wireless nutzen und spreche über skype mit meinem Vater. Die Angestellten von der Tankstelle wollen es sich nicht nehmen lassen auch mit ihm zu sprechen und ihm ihre Tankstelle zu zeigen. War auf jeden Fall recht amüsant!!

Und so schummle ich für weitere 100km und schlafe direkt an der iranischen Grenze in einem LKW und fahre am nächsten Tag ohne Probleme nach Iran, wo ich in Maku in einem Hotel unterkomme.

Bei der LKW-Fahrt gab es leichte Technikprobleme – und so kam es, dass mein Ducktape einen iranischen LKW-Tank reparierte. Hält vermutlich nun für die nächsten 10 Jahre ;)


Im Iran solls weiter gehen...