Dienstag, 31. August 2010

IRAN






Iran: „It's a prison but a really nice one“

Anfang Juni komme ich nun in Iran! Die Spannung wächst! Viel weiß man ja nicht über das Land. Das soll sich während meiner Reise in diesem wunderbarem Land aber ändern.

„Iran – bist du wahnsinnig? Das ist doch gefährlich!“
„Kannst du das nicht umfahren?“
„Da laufen alle Frauen mit diesen schwarzen Burkas rum!“
„Da war ein Anschlag in Teheran!“
„Islamisten!!“
„Al-Quida“
…..

Lieben Dank an dieser Stelle an die mediale Berichterstattung!! Schön was die Menschen in Deutschland oder besser Europa für ein Bild über den Iran haben! Aber nun gut - positive Nachrichten lassen sich halt schlecht verkaufen. Die Menschen die dort Leben wissen dies auch genau, was viele „westliche Menschen“ für ein Bild von ihrem Land haben!

An der türkisch-iranischen Grenze schlafe ich im LKW eines Iraners. Nach dem Frühstück – welches sehr sorgfältig zubereitet wurde schiebe ich mein Fahrrad an die Grenze. Vorbei an den ganzen wartenden LKW's. Eine kilometerlange Schlange!! Die Abfertigung an der Grenze dauert wohl recht lange...
Nun gut. Zugegeben - etwas aufgeregt bin ich bei diesem ersten „richtigen“ Grenzübertritt. Die Beamten sind aber alle nett zu mir und der Papierkram und die Stempel sind schnell erledigt. Mein erstes Ziel heißt Mashhad – direkt hinter der Grenze. Ich checke dort in einem kleinen, schäbigen Hotel ein – immerhin krabbelt nichts in meinem Zimmer. Der Blick aus meinem Zimmer ist eine einzige Mülldeponie – die Leute werfen einfach alles aus dem Fenster.
Lange hält es mich nicht in dem Hotel und so erkunde ich ein wenig die Stadt. Es dauert nicht lange, bis ich einen „Guide“ gefunden habe, der mir auch noch die alte Stadt zeigt, welche in den Bergen ist. Absolut schön. Sehr freundlich hilft er mir mit allem, erzählt mir viel über Religion, Politik, Lebensweise.... Am Abend – ich bin gerade ein paar Minuten im Hotel und wollte gerade duschen, da kommt der LKW-Fahrer von der Grenze und will mir seine Stadt zeigen. In einem alten Jeep aus den USA geht es in die Berge. Das wir dann später im Dunkeln noch abgeschleppt werden mussten konnte ja keiner ahnen – bei dem zuverlässigen Auto, welches schon vor dem Hotel nicht ansprang... Den LKW hatten wir auch schon zusammen repariert. Meinem Duck-Tape sei Dank, dass der Benzintank nun vermutlich noch immer geflickt durch die Welt fährt.
Das schönste finde ich aber, dass der gute Mann, der von anscheinend allen Sprachen der Welt ein paar kleine Brocken spricht und die dann einfach alle zusammenmischt immer sagt:“Ahhh Truck never problem!“ „Jeep never problem, Jeep gut!“ Und – als er uns im iranischen Verkehr fast umgebracht hat und ich ernsthaft um mein Leben bangte – und das ist tatsächlich mein Ernst! Meinte er, nachdem ich ihm verständlich gemacht habe doch ein bisschen langsamer zu fahren: „Iran never problem, Iran Polizei schlecht, Deutschland Problem – Polizei gut, Polizei Deutschland Problem...“ Irgendwann hat er dann verstanden, dass er nicht wegen der Polizei langsamer fahren soll...
Dank der Abschleppaktion in den Bergen komme ich erst sehr spät im Hotel an und kann am nächsten morgen endlich ein neues Land entdecken.
Mein nächstes Ziel ist Tabriz, wo ich schon eine Schlafmöglichkeit mal wieder durch Couchsurfing habe. Auf dem Weg dorthin habe ich viele interessante Begegnungen mit Menschen. Viele Unterhaltungen, Einladungen etc. Schnell bekomme ich mit das die meisten Iraner wohl nicht wirklich zufrieden mit ihrer Regierung sind.. Die Menschen sind alle unglaublich! Gastfreundlich ich bekomme immer wieder Einladungen, mir wird immer wieder zugewunken.
Auch wird mir von ein paar Iranern gesagt, dass ich in Deutschland erzählen soll, dass ihr Land nicht so schlecht ist! Dies will ich hiermit gern tun! Iran ist ein wunderbares und extrem freundliches Land. Ich fahre nun in die Stadt Tabriz – nun muss ich nur noch das Haus von meinen Couchsurfern finden. Es ist nicht einfach, durch die Stadt durch zu kommen, was nicht nur an dem Verkehr liegt, sondern auch an den Menschen, die alle Fotos mit mir machen wollen und sich mit mir unterhalten. Das witzigste waren zwei junge Frauen, die meinen Teddy extrem toll fanden. Kurz verschwunden, holten sie mich bald mit dem Auto wieder ein – in der Zwischenzeit sind sie in einem Laden gewesen, um ein kleinen runden knall grünen Teddy zu kaufen er hatte auch noch einen Zettel am Fuß dort stand auf Farsi drauf: „Herzlich Willkommen in Iran, wir wünschen dir eine gute Reise!“. Wow – echt cool! Der Teddy ist inzwischen in Deutschland – ein Mascottchen der Größe ist mehr als genug!
In Tabriz bleibe ich gleich einige Tage und entscheide mich letztendlich mit dem Bus bis nach Mashhad zu fahren. Ich wollte es eigentlich mit dem Rad fahren, dann aber hätte ich mein Visum für Usbekistan verlängern lassen müssen – also entschied ich mich nach langem überlegen diese lange Strecke mit dem Bus zu fahren.
In Mashhad muss ich mich hauptsächlich um mein Turkmenistanvisum kümmern. Da es in der Stadt selbst nicht viel spannendes zu sehen gibt Reise ich zusammen mit „Tom“ aus den Niederlanden nach ein paar Tagen mit dem Bus nach Yazd - eine sehr alte Wüstenstadt. Die Stadt habe ich sehr genossen, bevor ich wieder zurück fuhr. Zurück in Mashhad bleibe ich noch einen Tag um am nächsten Tag in Richtung Turkmenistan aufzubrechen.
In Mashhad lerne ich im übrigen Jorma und Aziza kennen. Zwei Radler ebenfalls aus den Niederlanden, mit denen ich mich sehr gut verstehe – wir werden uns wieder treffen.

Dennoch – gerade in Mashhad wird mir immer klarer, was es für ein Leben im Iran ist. Wie schon in der Überschrift angedeutet – Iran ist wie ein Gefängnis, aber ein sehr schönes und nettes. Es ist doch relativ viel verboten. Viele Sorten von Musik, tanzen, Alkohol, viele Internetseiten sind gesperrt, als Mann kann man nicht mit kurzen Hosen durch die Straßen laufen, als Frau muss man gar ganz bedeckt sein – sprich die Arme, Beine etc. müssen bedeckt sein ebenso haben sie ein Kopftuch zu tragen. Im Bus ist die hintere Hälfte für Frauen und die vordere für Männer, außerden
Man könnte noch viele weitere Beispiele aufzählen. Viele Iraner versuchen sich aber dagegen zu wehren. So sieht man z.B. viele Frauen, die ihr Kopftuch auf „halbacht“ tragen.
Ich persönlich bin gespannt, wie lange sich die vielen Verbote und Regeln in Iran noch halten werden..

Weiter geht’s – radeln in der Wüste! Einen Verkehrsunfall sehe ich noch an meinem Abfahrtstag. Ein Auto ist über die Füße einer sehr alten Frau gefahren. Mein Erste Hilfe Set wird das erste Mal geöffnet. Von ihren Füßen ist nicht mehr viel übrig geblieben man sah eigentlich nur Knochen und Sehnen. Als der Rettungsdienst nach rund 15 Minuten dann mal eintrudelte wurde mir schnell klar, dass ich wirklich hoffe, dass ich diesen hier hoffentlich nicht brauche!! Ich will euch die Einzelheiten ersparen. Aber selbst Desinfektionsmittel für die Hände, nachdem ich fragte war nicht vorhanden...
Nach ein paar Tagen erreiche ich die iranisch/turkmenische Grenze! Relativ problemlos verläuft der Grenzübertritt auch wenn meine Sachen durchsucht werden. Und das ganze prozedere einige Zeit in Anspruch nimmt. So bin ich über 2 Stunden an der Grenze (nur die turkmenische Seite!).
Grenzer:“Drugs?“
Ich:“No drugs!“
Grenzer:“Kalaschnikov?“
Ich:“ähh no!“ - ne Panzerfaust hatte ich auch noch mit ;)

Soo ab nun Turkmenistan – 5 Tage Transit – dann muss ich durch sein – nur Wüste! Also keine Zeit was anzugucken oder mal einen Tag nicht Rad zu fahren...